Das Weinviertel, im nordöstlichen Niederösterreich gelegen, wird altertümlich auch vielerorts als das „Viertel unter dem Manhartsberg“ bezeichnet. Mit einer Fläche von 4.200 km² ist es eines der vier geografischen Viertel von Niederösterreich. Die Grenzen des Weinviertels verlaufen im Osten entlang der Staatsgrenze von Österreich zur Slowakei, die durch die March gebildet wird.
Im Norden grenzt das Weinviertel an die Tschechische Republik, wo die Thaya die Grenze bildet. Der Manhartsberg stellt die Grenze zum Waldviertel im Westen dar. Im Süden grenzt das Weinviertel an das Bundesland Wien sowie an das Most- und an das Industrieviertel, hier wird die Grenze von der Donau gebildet. Die Bezirke Mistelbach, Gänserndorf, Korneuburg, Hollabrunn sowie der Gerichtsbezirk Kirchberg am Wagram des Bezirkes Tulln und Teile der
Bezirke Horn und Krems gehören dem Weinviertel an.
Namensgeber ist der Wein.
Geprägt ist das Weinviertels, sowohl landschaftlich als auch in der landwirtschaftlichen Produktion, vom Wein. Wer durch das Weinviertel fährt, entdeckt ihn an vielen Orten. Mit 13.800 ha ist das Weinviertel Österreichs größtes Weinbaugebiet. Weingärten und Rebstöcke kennzeichnen die sanfthügelige Landschaft nordöstlich von Wien ebenso wie die malerischen Kellergassen.
Eine vielfältige Landschaft
Das Weinviertel ist eine Landschaft die vielfältiger nicht sein könnte. Die höchste Erhebung ist mit 491m der Buschberg. Sanfte Hügel erheben sich quer durch die Region und grenzen an das im Süden gelegene Flachland des Marchfelds und entlang der Donau. Einenbesonderen Stellenwert für das Weinviertel hat der Löss – ein eiszeitlicher Staub, der durch Westwinde aus den kahlen Kiesfluren des Alpenvorlandes ins Weinviertel getragen wurde. Er lagerte sich in den Niederungen und an den Hängen ab und bildete die Grundlage für das Graben von Kellerröhren sowie die hoch diverse Landwirtschaft und den Weinbau.
>
Kellergassen: Dörfer ohne Rauchfang
Eine Einzigartigkeit im Weinviertel sind die Kellergassen. Sie gelten als kulturhistorische Besonderheit und prägen seit etwa 200 Jahren das Weinviertel. Die Weinkeller in den Kellergassen wurden früher als Produktions- und Lagerstätten genutzt. Heute wird der Wein in den Weingütern selbst gekeltert, aber an vielen Orten werden die Kellergassen gepflegt und zu besonderen Anlässen wieder zum Leben erweckt.
Heiß umkämpftes Kulturland
Die kulturhistorische Geschichte des Weinviertels geht mehr als 25.000 Jahre zurück. Die günstigen klimatischen Verhältnisse sowie der fruchtbare Lössboden brachte schon etwas
später die Ansiedelung der ersten Weinviertler. Aus dieser Zeit stammen
die vielerorts bekannten Kreisgrabenanlagen. Die Bronzezeit hinterließ
dem Weinviertel einige „Mugeln“ – Grabhügel reicher
Fürsten – die heute noch an manchen Orten zu sehen sind. Der wichtige Handelsweg, die Bernsteinstraße, führt entlang der March durch das Weinviertel und verband schon von jeher die Region mit der Ostsee im Norden und der Adria im Süden.
Sowohl der Beginn als auch das Ende der Habsburgermonarchie gehen jeweils auf Schlachten auf weinviertler Boden zurück. Leider war das Weinviertel immer wieder blutiges Schlachtfeld und Korridor fremder Truppen auf dem Weg nach Wien – dieser Umstand hinterließ auch Spuren in der Persönlichkeit der Weinviertler. Die Jahrzehnte nach den Kriegen sind geprägt durch die Nähe zum Eisernen Vorhang und die damit einhergehende Lage in einem „toten Winkel“ Europas. Die Öffnung der Grenzbalken zu den Nachbarländern Tschechien und Slowakei und der anschließende Beitritt der beiden Länder zur EU verlagerten 2004 das
Weinviertel ins Zentrum Europas.
Das fruchtbare Genussland
Aufgrund der Lössböden und des pannonischen Klimas eignet sich das Weinviertel besonders für die Landwirtschaft. Alle Teile der Region sind bekannt für ihre Produktion, vom Retzer Kürbis, über den Marchfelder Spargel, bis zum Laaer Zwiebel, um hier nur einige zu nennen. Aufgrund der großen Getreideanbauflächen könnte das Weinviertel auch als die Kornkammer Österreichs bezeichnet werden.
Die Landwirte des Weinviertels sichern zu einem wesentlichen Teil die Versorgung Wiens und Österreichs mit Getreide, Kartoffeln, Zwiebeln und Gemüse. Einen besonderen Stellenwert im
Weinviertel hat allerdings die Weinproduktion. Mit 13.800 ha ist es
das größte Weinbaugebiet Österreichs. Die meist angebauten Rebsorten sind:
Grüner Veltliner, Weißburgunder, Welschriesling, Zweigelt und Blauer Portugieser.
Seit dem Jahre 2003 verhilft der Weinviertel DAC, ein unverkennbarer Grüner Veltliner mit dem
beliebten „Pfefferl“, dem Weinviertel auch zu internationaler Bekanntheit.
Literaturnachweis: HOFMANN, T.: Das Weinviertel und das Marchfeld, Wien, 2012